Archiv für Februar, 2014

Donnerstag, 01.05.14, 11:00 Uhr: Jazz-Matinee zum International Jazz Day der UNESCO mit ERZ (Free Improvisation), Kollateralsopran (Electronic Jazz) und Alex Rosengarth Trio (Vocal Jazz)

Kollatralsopran Foto 1ERZ Hannover mit Paul Engelmann (Saxophon), Michael Hoppe (Pianette) und Timo Warnecke (Schlagzeug) versprechen ein Konzert, gespickt mit feinen Klängen und federnder Rhythmik. Kurzum: für Spitzenunterhaltung ist gesorgt – und das nicht nur für eingefleischte Jazzkenner. Denn ERZ spielen mit Herz gegen den Kommerz. Sie ringen den rohen, aus dem innersten der Welt entrissenen dreckigen Brocken die schönen Elemente ab und gießen daraus, eingedenk der großen Alten, einen perfekt sitzenden musikalischen Hut, für jeden Kopf das passende Modell. Engelsgleich vertonte Scherze zwicken die verstopften Ohren, schmerzhafte Phantastereien schmeicheln dem verträumten Auge, sinnfrohe Brutalität verschmilzt mit dem Mondschein zu traumhafter Melancholie… ein ERZ-Erlebnis für Leib und Seele.

Die Musiker von Kollateralsopran (Foto) dagegen sind davon überzeugt, dass in jedem Musiker eine kleine Diva schlummert. Egal ob groß oder klein, dick oder dünn- ausnahmslos jeder Instrumentalist sehnt sich nach dem Glanz des Rampenlichts, nach Make-Up und Allüren. Auch die beiden Musiker von Kollateralsopran wollen am liebsten den ganzen Tag lieblich vor sich hin trällern. Das Duo hat daher ein reichhaltiges Repertoire an hedonistischen Arbeiterliedern, avantgardistischen Schlagern, dodekaphonen Arien und minimaoistischen Motetten in der Hinterhand, auf das sie allerdings zum Glück nie zurückgreifen müssen. Kollateralsopran sind: Johannes Keller (Kontrabass/Electronics) und Sebastian Wendt (Electronics/Klarinetten).

Das Alex Rosengarth Trio ist ein modernes Jazz-Trio, bestehend aus Alexandra Rosengarth (voc), Fynn Großmann (sax) und David Mohr (git). Die drei jungen Musiker haben sich in Hannover kennengelernt und aus Neugier nach neuen jazzigen Triosounds schnell zueinander gefunden. Die Band zeigt eine weite Spannbreite, von leisen und intimen Klängenodernen Arrangements, von Jazzstandards und Eigenkompositionen. bis hin zu explosiven Momenten, mit einer außergewöhnlichen stimmlichen Breite und modernen Arrangements, von Jazzstandards und Eigenkompositionen.

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Mittwoch, 30.04.14, 21:00 Uhr: Susie Asado (Berlin) (Indie/Anti-Folk)

Susie AsadoSusie Asado ist ein Zwischenwesen. Ein Fleisch gewordenes Gedicht von Gertrude Stein, ein Musik gewordener Name, der mit uns an diesem Abend in den Mai tanzt. Eine Band und eine Vorstellung, ein Kostüm und eine Erzählung. Susie Asado ist eine Figur des Fin de Siécle, eine exotische Señora, eine moderne Undine – Seestern im Haar, Ukulele in der linken, Koffer in der rechten Hand. Sie lebt überall und nirgends, gestrandet im Transit. Sie trägt den Kopf in den Wolken, stolz, ein Lächeln auf den roten Lippen und geht weiter weiter weiter, festen Schritts, zur nächsten Station, dem nächsten Konzert, dem nächsten Album. Susie Asado ist eine Kunstfigur und ein Vexierbild. Im Zentrum des Projekts, das es seit 2007 gibt, steht die Singer/-Songwriterin Jospeha Conrad, die in Chicago und Frankfurt am Main aufwuchs und seit längerer Zeit in Berlin lebt. Sie hat eine Reihe von Musikern um sich versammelt – mit Konstanten und Variablen. Nach “Hello Antenna” (2008, lolila) und “Traffic Island” (2011, KOOK-Label) ist 2013 ebenfalls auf dem KOOK-Label Susie Asados drittes Album “Onward Aeropuerto” erschienen. Ging es bei “Traffic Island” um die ganzen Dinge, die wir besitzen und die uns prägen (was die Frage aufwarf, ob es nicht umgekehrt ist, ob die Dinge nicht vielmehr uns besitzen und nicht wir sie) drehen sich die Texte bei “Onward Aeropuerto” nun um die endlose Bricolage am eigenen Leben. Um das sich entziehende Hier und Jetzt, immer zwischen Retrospektive und Projektion. Die Protagonisten der Lieder sind Virtuosen der Selbsterfindung, des Betrugs und des Selbstbetrugs: Spione, Trickbetrüger, Heiratsschwindler. Alle sind Schwindler und professionelle Zwinkerer, Susie nimmt sich da nicht aus. Dass dieses Spiel aber auch weh tut, das ist der Kern der meisten Stücke, in denen schon mal wie aus den Tiefen des Nichts ein leicht verzerrtes, irritierendes Theremin oder eine Trompete erklingt. Auch Mathias Kom und Arrielle Sharrett der kanadischen Band „The Burning Hell“ rhythmisieren und umschmeicheln drei Stücke des aktuellen Albums mit ihren Instrumenten und geben ihnen einen Sound, der nicht von ungefähr an Brecht-Balladen erinnert. Das ist seit der Erfindung der Pop-Musik der Klang der Halbwelt, des Noir und des Varietés. Und genau hier steht Susie Asado auf der Bühne, unterm Glühlampenkranz und singt ihre Lieder, ihre leicht irre, sehr eigene Version des Folk mit Damengesang, den es so noch nie zu kaufen gab. Dabei ist sie ständig auf der Hut. Ist da etwa ein Polizist im Publikum oder ein Agent? – Catch me if you can!

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