Archiv für Dezember, 2012

07.12.12 – 18.01.2013: „Punkt, Punkt, Komma, Strich“, Zeichnungen und Malereien von Katharina Sickert

Katharina Sickert zeigt in der GALERIA LUNAR einen Querschnitt ihrer Welt, die sie durch das Zeichnen und Malen verinnerlicht und biographisch ablegt, um sie gleichzeitig auch für andere sichtbar zu machen. Es sind kleine Begebenheiten, kurze Momente, Erinnerungen, gefundene Fotos, Zeitungsartikel oder absurde Gedankenspiele, die sie bewegen. Die Ideen werden selten en Detail auf Papier übertragen. Sie wandeln und entwickeln sich während des Schaffensprozesses. Oft entstehen dabei parallel mehrere Versionen einer Idee, wodurch ein spielerischer Stil sichtbar wird. Eine ca. 20 Zeichnungen umfassende Serie heißt „Alltag sammeln“. In ihr rückt sie scheinbar banales in den Mittelpunkt und dokumentiert und archiviert Eindrücke, Beobachtungen und Stimmungen ihres Alltags. Andere Werkgruppen werden mit Worten oder Titeln versehen, die als selbständige semantische Ebenen neue Interpretationsmöglichkeiten eröffnen. Eine weitere Serie trägt den Titel „Keine Antwort“, in der die Künstlerin auf einer Rolle Transparentpapier anhand von 17 Zeichnungen 17 Tage des Wartens vor einer Reise nach Slowenien schildert. Sie wartet jedoch weniger auf den Beginn der Reise, als vielmehr auf die Antwort auf einen Brief, den sie kurz zuvor an einen Mann geschrieben hat. Auch hier wird das Alltägliche, das Äußerliche thematisiert. Nur durch die kurze Notiz „keine Antwort“ am Ende jeden Tages wird auf die Innenwelt, auf das eigentlich Wesentliche verwiesen. Präsentiert wird das Ganze in einer variationsreichen Hängung, wobei es ihr gelingt auf eindringliche Weise kontrastierende Themengruppen heraus zu kristallisieren. Anhand eines verspielten Repertoires aus teils farbkräftigen, teils reduzierten Zeichnungen und kleinformatigen Malereien, in denen sie Melancholie, Humor und Ironie miteinander verbindet, schafft es Katharina Sickert mit dieser Ausstellung individuelle und situative Sichtweisen für den Betrachter zu ermöglichen.

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Freitag, 21.12.12, 20:00 Uhr: Thomas Bothor – Lyrik und Kurzgeschichten

„Es könnte ein Sommer sein ohne Insekten/ ein vages Erinnern des Morgens/ man legt die Hände darum/ wie um einen herabgestürzten Vogel/ wie um eine wichtige Auszeichnung/ es könnte etwas anderes sein/ und man würde es doch nie erfahren“ – diese Anfangszeilen aus dem Gedicht „Es bleibt uns ein Rätsel auch nach mehreren Gläsern Wein“ des 1974 in Jena geborenen Lyrikers und Prosaisten Thomas Bothor weisen ihn durchaus als scharfsinnigen Betrachter auf der Suche nach den Rätseln des Lebens und der Wirklichkeit aus, ohne dabei auf Teufel komm raus nach Lösungen zu suchen. Es geht ihm vielmehr darum, die wundersamen Dinge in den harmonischen Klängen seiner Sprache aufzuheben um ihnen Würde zu verleihen. Und das gelingt ihm durchaus. Man bekommt beim Lesen der Gedichte und Kurzgeschichten das Gefühl: hier geht jemand mit einem Kescher durchs Leben um es mit Worten einzufangen, zu betasten und zu begreifen. Thomas Bothor trifft dabei einen Ton, der berührt und weiter klingt, indem das Gesagte bisweilen über die Geschichten seiner Zuhörer hinausweist, um es genau dadurch für alle verständlich zu machen. Thematisch umkreisen seine Texte vor allem die Komplexität und die mitunter wundersamen Phänomene menschlicher Beziehungen und Erfahrungen und wirken als textliche Untermalung zuweilen wie geschaffen für die Zeichnungen von Katharina Sickert, die während der Lesung in der GALERIA LUNAR ebenfalls zu sehen sind.

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