Archiv für Mai, 2011

06.05.11-10.06.11: „Waldgesellschaften“, Fotografien von Silke Rokitta


„Ich glaub’ ich steh im Wald“- es gibt vermutlich keine passendere Redewendung, wenn man nicht mehr weiter weiß, nichts mehr versteht. Und es verwundert nicht, dass in diesem Satz der Wald als Sinnbild für “Verirrung“, “Undurchdringlichkeit“, „Dunkelheit“ oder „Geheimnis“ fungiert. Mit dem Begriff Wald werden aber ebenso „Ruhe“ und „Natur“ assoziiert, was ihm die Aura des Mythischen, Mystischen und des Kontemplativen verleiht. Die Fotoserie „Waldgesellschaften“ geht diesem Mythos auf den Grund. Sie ermöglicht auf dokumentarische Weise neue Sichtweisen auf ein klassisches deutsches Thema und bietet ein Wechselspiel zwischen optischer Vergleichbarkeit und der Vielfalt der äußeren Erscheinung. Die Fotografien beschreiben einen Ort der subjektiven Wahrnehmung von Natur. Denn für den Menschen ist der Wald immer noch ein ihn umgebendes, natürliches Umfeld, in dem er sich anders fühlt, in dem er sich spiegeln kann. In ihm wird sich der Mensch unmittelbar bewusst, wo er ist. Die Luft wird anders, er findet Ruhe, er geht spazieren, er kann auf Tiere treffen. Wie beim Betreten einer Kathedrale, so machen die Menschen von einem Moment auf den anderen eine einschneidende, individuelle Erfahrung, wenn sie in einen Wald hineingehen. Silke Rokitta hinterfragt einerseits den Wald als Ort, andererseits seine Vorstellungen die wir von ihm haben und seine Abbildungsmöglichkeiten. Hierbei steht der soziale Aspekt des Waldes im Fokus des fotoästhetischen Sichtbarmachens. Denn da, wo eine bestimmte Birkenart vorherrscht, können sich Buchen nicht durchsetzen und umgekehrt. Deutlich wird aber auch, dass durch die Konkurrenz der Pflanzen untereinander die Natur zusammengehalten wird. Folgt man diesem soziologischen Ansatz, so ist die Vergleichbarkeit mit menschlichen Gesellschaftsformen durchaus gegeben.
Finissage: Freitag, 10. Juni 2011, ab 20 Uhr

Geschrieben von PermalinkKommentare (0)Einen Kommentar schreiben »